Erinnerungen einen großen Duisburger Oberbürgermeister

Auf Einladung von proDUISBURG und in Zusammenarbeit mit dem Verein für Literatur und Kunst las am Montag, 25. September, Dr. Jürgen D. Kruse-Jarres aus seinem Buch „Karl Jarres – Ein bewegtes Politikerleben“. Welcher Ort könnte für einen solchen Abend besser geeignet sein als der Ratssaal unserer Stadt? ProDUISBURG e.V. lud genau dorthin ein.

Und wirklich: Die Autoren-Lesung wurde zu einem großen Erfolg und zu einer spannenden Zeitreise in die Stadtgeschichte. Deutlich über 100 Besucher hörten gespannt zu, wie der in München lebende Enkel Duisburger Stadtgeschichte aufblätterte. Prof. Dr. Jürgen D. Kruse-Jarres, Enkel des Duisburger Oberbürgermeisters (1914 bis 1933), präsentierte in 90 Minuten Auszüge aus seiner Biographie.

Heinz Pletziger, Vorsitzender von proDUISBURG e.V., sprach in seiner Einleitung davon, dass Dr. Karl Jarres und seine Verdienste um die Stadt mehr und mehr ins Vergessen geraten. Die Lesung im Rathaus sorgte dafür, dass der wohl bedeutendste Duisburger Oberbürgermeister wieder deutlicher ins geschichtliche Bewusstsein Duisburgs rückt. Karl Jarres gehörte während der Weimarer Republik zu den großen rheinischen Oberbürgermeistern. Sein Name wird in einem Atemzug mit dem damaligen Kölner Stadtoberhaupt Konrad Adenauer genannt, auch wenn Jarres und Adenauer politisch nicht immer einer Meinung waren.

Am Beispiel von Dr. Karl Jarres (Deutsche Volkspartei – DVP) erzählte Dr. Kruse-Jarres auch die Geschichte der Weimarer Republik mit dem Spartakus-Aufstand, dem Kapp-Putsch, der Besetzung des Rheinlandes den Turbulenzen um die Wahl des Generalfeldmarschalls von Hindenburg zum Reichspräsidenten und das Aufkommen der Nazis nach. Karl Jarres war während des Spartakisten-Aufstandes geschlagen und auf den Burgplatz gezerrt worden. Über 100 Duisburger starben bei den Kämpfen während des Kapp-Putsches.
Jarres wurde während der Besetzung der Stadt durch belgische und französische Soldaten aus der Stadt ausgewiesen und für seine unerlaubte Rückkehr ins Rathaus mit zwei Monaten Gefängnis bestraft. 1925 stand der Reichsinnenminister und Vizekanzler auf dem Sprung ins höchste Staatsamt. Trotz einer Mehrheit im ersten Wahlgang trat er – vom unleidlichen Gezerre um den geeigneten Kandidaten enttäuscht – zugunsten von Hindenburg zurück. Wieder zurück in Duisburg führte er die Geschäfte der Stadt mit hohem Ansehen, aber ebenfalls mit großem Sinn für die Kultur. 1933 übernahmen die Nazis die Macht. Jarres musste nach 19 Jahren sein Büro im Rathaus räumen. Er ging in die Wirtschaft und trug zum Erfolg der Klöckner-Werke entscheidend bei.

Dass der Rückblick auf das Lebenswerk von Dr. Jarres nicht flüchtig bleibt, dafür sorgte proDUISBURG-Vorsitzender Heinz Pletziger. Seine Anregung, dem Porträt von Karl Jarres aus dem Jahr 1930 wieder einen würdigen Platz im Rathaus zuzuweisen, stimmte Oberbürgermeister Adolf Sauerland beim kleinen Empfang im Mercator-Zimmer zu.

Zu den Gästen der Lesung und des sich anschließenden Beisammenseins gehörten auch Altoberbürgermeister Josef Krings und Gottfried Weitz, Sohn von Heinrich Weitz, dem ersten Duisburger Oberbürgermeister nach dem Krieg.